Wissenschaftler kritisiert Medien wegen Trump-Berichterstattung

epd-Landesdienst West, Nr. 5, 08.01.2021

Köln (epd). Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen sieht eine Mitverantwortung der seriösen Medien für die gewaltsamen Auseinandersetzungen rund um den US-amerikanischen Kongress in Washington.

Aufgrund einer „falsch verstandenen Neutralität“ in der Berichterstattung hätten diese Medien dem
scheidenden US-Präsidenten Donald Trump Sendezeit bereitgestellt und eine „offene Flanke“ geboten, um seine zweifelhaften Ansichten zu verbreiten, sagte Pörksen am Freitag im WDR-Radio in Köln. Damit sei einem „notorischen Rassisten und Verschwörungstheoretiker“ eine Bühne bereitet worden. Der Experte forderte von den Medien deshalb ein „neues Ringen um Faktizität“.

Zugleich seien die Ereignisse von Washington ein „robustes Indiz dafür, wie mächtig soziale Medien geworden sind“ und wie wirksam Desinformationen mittlerweile unters Volk gebracht werden könnten, erklärte der Professor der Universität Tübingen. Donald Trump sei ein „Profiteur einer veränderten Medienwelt“ und eine „Mischfigur aus Reality-TV-Star und Internet-Troll“.

Trump-Anhänger waren am Mittwoch nach einer Kundgebung mit dem USPräsidenten mit Gewalt in das Kapitol eingedrungen. Die Sitzung von Senat und Repräsentantenhaus, bei der der Wahlsieg von Joe Biden formell bestätigt wurde, wurde für mehrere Stunden unterbrochen. Bei den Auseinandersetzungen in dem Gebäude starben fünf Menschen.

Quelle: Evangelischer Pressedienst (epd) West

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des epd-West.