Im Online-Gottesdienst Vertrautem begegnen

Online-Gottesdienst aus der eigenen Gemeinde stillt die Sehnsucht nach Geborgenheit und Heimat

Porträtfoto Dr. Kathrin S. Kürzinger
Dr. Kathrin S. Kürzinger. Foto: Jun Fukuda – Fotostudio Menke

Als große Einschränkung habe ich während der akuten Phase der Coronapandemie das Gottesdienstverbot erlebt – bei allem rationalen Verständnis dafür. Aber vom Gefühl her hätte ich mich so gerne in den Gottesdienst gesetzt, um die fehlende Gemeinschaft zu erleben.

Gute Brücke in der Pandemie: der Online-Gottesdienst aus der Heimatgemeinde
Da half auch wenig, dass die Kirchen zwar weiterhin für den Besuch allein und für das stille Gebet geöffnet blieben. Die direkte Ansprache durch den Gemeindepfarrer, die Liturgie und einfach das Gesamterlebnis ‚Gottesdienst‘ vermisste ich schmerzlich. Sehr entgegen kam mir dann, dass meine Ortsgemeinde – wie viele andere – sofort ein Onlineformat – sozusagen als Ersatzgottesdienst – angeboten hat.

Online – und doch vertraut
Zwar musste ich beim Ansehen der ersten Aufzeichnung auf Youtube schon etwas schlucken, als der Pfarrer alleine durch die menschenleere Kirche zum Altarraum schritt. Doch sobald ich die vertraute Stimme vernahm und er mit seinem bekannten Humor zu predigen begann, fühlte ich mich augenblicklich besser: ein Stück Vertrautheit war wieder da! Ich konnte den Kirchenraum sehen, wenn auch nur im jeweils gezeigten Ausschnitt, ohne mich also selbst darin umsehen zu können. Eine direkt augenfällige Einschränkung des digitalen Ersatzes – aber immerhin.

Die Sehnsucht nach Gborgenheit und Heimat wurde gestillt
Was mir besonders geholfen hat, war die digitalen Gottesdienste aus der eigenen Gemeinde vor Ort mit dem vertrauten Pfarrer schauen zu können. Zwar hätte ich nun auch alle möglichen anderen Gottesdienste streamen können, um andere Kirchenräume zu bestaunen, fremden Kirchenmusiker*innen zu lauschen und mir vor allem Predigten von anderen Theologinnen anhören zu können, um auch mal aus der eigenen Gemeindebubble vor Ort rauszukommen. Doch genau das wollte ich überhaupt nicht! Im Gegenteil: Die Sehnsucht nach Geborgenheit und Heimat wurde bei mir gerade durch das digitale Gottesdienstangebot vor Ort gestillt.

Logo des Projektes #2komma42

Dies ist ein Beitrag zu unserem Projekt „#2komma42 – VerNETZt im Glauben“, dem Jahresprojekt der Evangelischen Akademie im Rheinland im Jahr 2020.
Autorin ist Dr. Kathrin S. Kürzinger , Studienleiterin an der Evangelischen Akademie im Rheinland für den Bereich „Transformation von Arbeit und Wirtschaft“.

Update:
Die Projekt-Website besteht nicht mehr. Ausgewählte Beiträge der Projektwebsite finden Sie in den Rubriken dieser Website, jeweils erkennbar am Logo des Jahresprojektes.