Die Twomplet – eine lebendige Gebetsgemeinschaft im Internet

Studienleiterin Hella Blum. Foto: privat
Studienleiterin Hella Blum. Foto: privat

Für mich kann Beten sehr unterschiedlich sein: Ein Gebet kann ein Zur-Ruhe-Kommen sein, ein Gespräch vor und mit Gott, eine Bitte, ein Dank,  ein Weg, mich mit anderen Christinnen und Christen zu verbinden.

Beim Beten wird eine Gebetsgemeinschaft spürbar, die Zeit und Raum umschließt
Sich im Gebet verbinden – sehr stark spüre ich das beim Vater Unser. Alle, die es beten, verbinden sich mit diesen Worten mit der Gemeinschaft von Beterinnen und Betern von den Anfängen des Christentums bis heute und gleichzeitig mit allen Beterinnen und Betern an allen Orten der Erde. Beim Mitbeten stelle ich mich in eine Gebetsgemeinschaft, die die Generationen vor mir ebenso wie kommende Generationen, Menschen in meiner Nähe und Menschen überall in der Welt mit einbezieht.

So erfahre ich, dass das Gebet Gemeinschaft nicht nur an dem Ort, an dem ich gerade bete, schafft. Es verbindet mich vielmehr – auf eine gewisse Weise „virtuell“ – mit anderen Gläubigen, in einer Gemeinschaft, die Zeit und Raum umschließt.

Auch im Internet kann eine Gebetsgemeinschaft entehen
Eine ähnliche Gebetserfahrung kann man auch online machen. Inzwischen gibt es eine Reihe von Gebetsportalen im Internet. Für mich verbindet sich die Gebetsgemeinschaft im Netz aber vor allem mit der Twomplet. Diese Andachtsform habe ich bei Treffen der #digitalenKirche kennengelernt.

Die Twomplet – eine lebendige Online-Gebetsgemeinschaft
Twomplet, das ist ein Kunstwort aus dem Nachrichtenplattform „Twitter“ und dem Nachtgebet der Mönche, der Komplet.

Auf Twitter, von dem die Twomplet einen Teil ihres Namens entleiht, lädt seit 2014 ein ökumenisches ehrenamtliches Team jeden Abend um 21 Uhr zur gemeinsamen Andacht ein. Im Lauf der Jahre ist die Twomplet zu einer lebendigen Online-Gebetsgemeinschaft gewachsen.  Jeder kann die dort geposteten Impulse mitbeten, kann mitlesen, kann Bibelverse, Musik oder Worte, die ihn besonders berühren, selbst auf diesem Kanal direkt an andere weitergeben, teilen.

Doch dabei bleibt es nicht:  Die Mitbeterinnen und Mitbeter können ihr eigenen Dank oder ihre Sorgen in die Fürbitten der Twomplet hineingeben. Derjenige, der an diesem Abend die Twomplet anleitet, nimmt sie auf und gibt sie in die Gemeinschaft weiter. Die Twomplet wird so zu einem wechselseitigen Gebet.

… die auch parallel in der Netzwelt und in der Kohlenstoffwelt gefeiert werden kann
In der Twomplet können sich auch Beterinnen und Beter an einem Ort und Beter und Beterinnen im Netz miteinander verbinden. Auf diese Weise wird die Twomplet z.B. bei den Barcamps Kirche Online oder auf den Kirchentagen gefeiert. Auf dem YouTube-Kanal der Evangelischen Kirche im Rheinland ist eine dieser Andachten dokumentiert, die Twomplet, die beim Barcamp 2016 in der Kölner Atoniterkirche gefeiert wurde. Dieses Video gibt einen Eindruck davon, wie eine gemeinsame Gebetsgemeinschaft von Netzwelt und Kohlenstoffwelt entstehen kann.

Die Twomplet auf Twitter
Wer einmal mitbeten möchte:
Unter dem gleichnamigen Hashtag ist die Twomplet leicht auf Twitter zu finden.
Zum Twitter-Konto der Twomplet

Logo des Projektes #2komma42

Dies ist ein Beitrag zu unserem Projekt „#2komma42 – VerNETZt im Glauben“, dem Jahresprojekt der Evangelischen Akademie im Rheinland im Jahr 2020.
Autorin ist Hella Blum, Studienleiterin an der Evangelischen Akademie im Rheinland für den Bereich „Medien“.

Update:
Das Projektseite 2komma42.de ist geschlossen.
Einige der Beiträge der Projektseite finden sich jetzt auf der Website
kirche-und-digitaler-wandel.de, erkennbar am Logo des Projekts.