#2komma42 - Brotbrechen

Wie viele Beispiele aus dem Raum der digitalen Kirche zeigen, lässt sich nicht nur Vernetzung, sondern auch Gemeinschaft tatsächlich digital erfahren und erleben.

  • 23.2.2020
  • Dr. Kathrin S. Kürzinger
  • Red

Doch hat dieses digitale Gemeinschaftserleben auch Grenzen, wie sie sich beispielhaft in Mahlgemeinschaften bzw. im gemeinsamen Brotbrechen zeigen. Sie sind nur in analoger Form, also als tatsächliches Zusammensein vor Ort, möglich.

Im Digitalen fehlen Dimensionen sinnlicher Erfahrung
Zum Brotbrechen gehört essentiell sinnliches Erleben mit allen fünf Sinnen. Diese sinnliche Erfahrung mit all ihren Dimensionen ist nur begrenzt ins Digitale übertragbar. Hören, Sehen, auch das Tasten sind in virtuellen Räumen möglich, aber deren Qualität verändert sich durch die digitale Technologien, sie verlieren an Unmittelbarkeit. Wir sehen, hören und tasten dabei stets digitale Abbildungen bzw. Reproduktionen, nicht jedoch Originale. Riechen und Schmecken sind an die Gegenwart vor Ort gebunden und online (noch) nicht vermittelbar. Beim Praktizieren von Gemeinschaft in digitaler Form über räumliche Grenzen hinweg wird daher immer wieder deutlich, dass ganz wesentliche Elemente fehlen, weil eben nicht alle unsere Sinne involviert sind. Für das Brotbrechen erscheint deshalb die leibliche Präsenz vor Ort unabdingbar. Gleichzeitig erinnert uns die Erfahrung von Tischgemeinschaft und Brotbrechen immer wieder an unsere leibliche Existenz und die Bedürfnisse unseres Körpers.

Leiblichkeit gehört zum Wesenskern christlicher Identität
Leiblichkeit und Körper spielen in der christlichen Theologie schon immer eine wesentliche Rolle: vom christlichen Verständnis des Menschen her in der Leib-Seele Einheit der Person, aus der Perspektive des christlichen Glaubens in der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Insofern gehört die Leiblichkeit zum Wesenskern unserer christlichen Identität, die durch Digitalisierungsprozesse auf bislang ungeahnten Ebenen neu herausgefordert wird.

Christliche Identität und Grenzen des Digitalen
Das interdisziplinäre Jahresprojekt #2komma42 möchte ins Gespräch kommen darüber, welche Impulse christliche Gemeinschaft durch  das Leben in einer zunehmend digitalen Welt erhält. In Rückbesinnung auf die vier Elemente der Urgemeinde – Lehre, Gebet, Gemeinschaft und Brotbrechen – sehen wir in letzterem den „Störer“. Er ist Anlass, uns immer wieder neu zu fragen, inwieweit sich christliche Identität auch ins Digitale übertragen lässt und wo mögliche Grenzen liegen. Das gemeinsame Brotbrechen hält uns unsere Leiblichkeit und ganzheitliches, sinnliches Erleben vor Augen und regt uns an, uns unserer Körperlichkeit als Teil unserer christlichen Identität neu bewusst zu werden.

Impuls zum Thema
Dr. Frank Vogelsang hat sich in Impuls mit der Frage auseinandergesetzt, ob das Brotbrechen, das Abendmahl digital vermittelbar sind.
Zum Impuls

Ein Beitrag zum Jahresprojekt #2komma42 – VerNETZt im Glauben